Wir danken allen Spenderinnen und Spendern für ihren Beitrag für den Ankauf von sechs wertvollen Gläsern aus einer bedeutenden Potsdamer Privatsammlung. Alle Gläser stammen aus der berühmten Potsdamer Glashütte am Hakendamm und sollen künftig in der Ständigen Ausstellung des Potsdam Museums gezeigt werden. Sie können die Gläser bereits jetzt bei Museum-Digital genauer ansehen.






Fotos: Hans-Jürgen Krackher
Folgende Gläser konnten angekauft werden:
Spendenobjekt Nr. 1 Flasche FWR (Friedrich Wilhelm Rex)


Potsdam 1715–1720. Vierkantflasche mit Zinnschraubverschluss (ungemarkt). Es handelt sich dabei um ein dickwandiges, im Doppelpostenverfahren geblasenes Glas mit Hefteisenabriss. Höhe: 25,0 cm, Grundmaße: 6,3 x 13,0 cm,Inhalt: 1,36 l randvoll = 1. „Preußische Flasche Wein“ (= 1,31 l). Gewicht: 1.227 Gramm. Die Glasmasse ist kristallklar, gesund, mit winzigen Bläschen.
Das Glas hat einen einfachen, auf Wirkung bedachten Schnitt mit dem königlich bekrönten Monogramm FWR und dem mit dem Kurhut bekrönten brandenburgischen Adler, der im Leib das Kurzepter trägt.
Die noch ranggleichen Gravuren der kurfürstlichen und königlichen Machtinsignien verweisen auf König Friedrich Wilhelm I. und eine Entstehungszeit vor 1720. Mit der Größe der Insignien könnte es sich um die persönliche Jagdflasche des Königs handeln.
Spendenobjekt Nr. 2 Koppchen und Untertasse – Goldrubinglas




Potsdam um 1700 Intensiv rotes Goldrubinglas mit wenigen Bläschen.
Koppchen H: 5,0 cm, Gewicht: 94 Gramm, Abriss mit Stachelblumen-Rosette 9+1
Untertasse Ø : 10,6 cm, Gewicht: 107 Gramm, Abriss mit Stachelblumen-Rosette 11+1
3. Deckelpokal / Patenschaft übernommen


Deckelpokal mit trichterförmiger Kuppa, Höhe 24,8 cm, Ø Kuppa 8,4 cm, Deckel 9,5 cm, Gewicht: 313 Gramm. Helles klares Kreideglas. Tellerfuß, Knauf, Kuppa und Deckel mit Perlen- und hoch geschnittenen Spitzblattfriesen, Schaft aus Baluster und Ringscheiben, hutartig aufliegender Deckel mit analog dem Schaft gestalteten Knauf. In einer Baumlandschaft sind zwei sich mit Pfeil und Bogen „bekämpfende“ Amoretten dargestellt. Dazu die Inschrift: „Combat heureux“. Amoretten, Putti und Bachanten waren beliebte Themen im Potsdam / Berliner Glasschnitt. Die Schnittelemente sprechen für eine frühe Arbeit des Glasschneiders Elias Roßbach.
Wir danken dem Spender für die Übernahme der Glaspatenschaft.
4. Adler und Löwenpaar



Potsdam 1689 / 90. Dickwandiger Becher mit leicht geweiteter Wandung, H.: 12,2 cm, Ø Lippe: 10,0 cm, Gewicht: 475 Gramm.
Glasmasse hell, leicht graustichig, praktisch blasenfrei mit nur wenigen kleinen Entglasungen. Der Abriss ist ausgekugelt, unterhalb des Lippenrandes polierte Kugelreihe. Hervorzuheben ist die in das Arrangement mehrfach eingearbeitete Zahlensymbolik. Die Wandung ist durch blank geschliffene Säulen in drei Bildkomplexe gegliedert:
„DER ADLER VND DAS LÖWENPAR“
„DEN HVND HAN DROEN GEFAR“
„DAS MAG HEISEN EIN WVNDERIAR“
In das schwere Glas wurden fünf Tierdarstellungen, ohne Bezug zu irgendeiner Kriegshandlung graviert. Das dritte Bild zieren christliche Symbole mit dem bedeutenden Hinweis auf ein Wunderjahr. Auf dem matt gearbeiteten Untergrund vereinzelte Grasbüschel, Kanonenkugeln und explodierende Granaten. Zusammenfassend ergibt sich folgendes: Der alles überragende Adler, Kurfürst Friedrich III., beherrscht die Szene im ersten Bild. Er war 1689 der Befehlshaber der kaiserlichen Streitkräfte am Niederrhein im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Seine Verbündeten waren die Vereinigten Provinzen der Niederlande – personifiziert durch den Löwen mit dem Blitzbündel und somit auch für deren Statthalter Wilhelm v. Oranien ( ab 1689 König Wilhelm III. von England) – und der Landgraf Karl von Hessen-Kassel, der auf dem Glas mit dem schwertbewehrten Löwen zu identifizieren ist.
Gegner Friedrichs war der französische König Ludwig XIV., der auf dem Glas als aufgeblasener Hahn die Szene betritt. Der dolchbewehrte Hund steht für den in der Geschichte eher unbedeutenden Kardinal Wilhelm Egon v. Fürstenberg, einem Günstling Ludwig XIV. Das „Wunderjahr“ verweist auf das siegreiche Kriegsjahr 1689. Nur in diesem einen Jahr kämpften alle deutschen Fürsten und Stände vereint gegen Frankreich. (Lothar Franze)
5. Das große Brandenburg-Preußische Wappen


Pokal mit schlanker Trichterkuppa, Deckel verloren gegangen, H.: 18,0, Ø Lippe 9,0 cm, Gewicht: 306 Gramm, Hefteisenabriss, Glas hell und klar mit wenigen Bläschen und Entglasungen, hoch geschnittener Spitzblatt-Fries, ausgearbeitet als schmale Lanzettblättchen (selten). Die Kuppa ist 12–fach facettiert, den Lippenrand ziert ein polierter Rundbogenfries. Zentrales Motiv ist das bekrönte große Brandenburg-Preußische Wappen, das von zwei mit Stangen bewaffneten „wilden Männern“ gehalten wird.
Das abgebildete Wappen war von 1702 bis 1708 gültig. Zwischen 1704 und 1708 wurde es noch fünf mal verändert. Gemäß „Allerh. Kabinetsordre“ tragen die „wilden Männer“ ab 10. Januar 1704 Standarten. Der Pokal muss also zwischen 1702 und 1703 entstanden sein.
Der Königliche Erlass vom 17. April 1702 bestimmte, dass die aus der „Oranischen Erbschaft“ erworbenen Lande – Oranien, Moers, Lingen und Büren – im Staatswappen verankert und im Nürnberger Wappenbuch zu hinterlegen seien. Auf dem Pokal sind die Wappen aus diesem Erbe überdimensioniert groß eingraviert – für das Kreuz von Kamin verbleibt nur noch ein kleines Dreieck. Das sollte sicher deutlich machen, welche Bedeutung Friedrich I. dieser Erbschaft zumaß. (Lothar Franze)
6. Spitzkelch FWR


Potsdam 1720 – 1730 Spitzkelch = Cortej: (= Cortejan) mit glattem Schaft, der in eine geweitete Kuppa übergeht, angeblasener Fuß mit nach unten umgeschlagenem Rand. H.: 17,0, Ø Lippe 8,6 cm, Gewicht: 230 Gramm, Pfeifenabriss, Glas hell und klar.
Unterhalb der Lippe geplänkte Kugelbordüre. Bekrönte Kartusche mit dem Profilbildnis König Friedrich Wilhelm I., umgeben von Trophäen und Standarten. Darunter Spiegelmonogramm „FW“ Rückseite: Inschrift „Vive le Roy de Prusse“. Darunter Verkleinerungslinse mit Strahlenkranz.