Spendenerfolg für rätselhaftes Gemälde

„Uferlandschaft“ von Carl Saltzmann als Geschenk an das Potsdam Museum / Ankauf und Restaurierung über viele Spenden an den Förderverein finanziert

Dem Potsdam-Museum wurde von seinem Förderverein heute ein wertvolles Gemälde des bekannten Potsdamer Marine- und Landschaftsmalers Carl Saltzmann (1847–1923) übergeben. Das Ölbild aus dem Jahr 1920 wurde vom Vereinsvorsitzenden Markus Wicke gemeinsam mit Dr. Hendrikje Warmt vorgestellt, die im Potsdam Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts zuständig ist.

Carl Saltzmann Uferlandschaft, 1920, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm (C) Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte (Foto: Regina Klug)

Das Bild wurde vom Förderverein vor wenigen Monaten in einem Berliner Auktionshaus ersteigert und durch die Restauratorinnen Regina Klug (Malerei) und Susanne Taggesell (Rahmen) in einen ausstellungsfähigen Zustand versetzt. „Wir freuen uns, dass wir sowohl den Ankauf als auch die Restaurierung komplett über Spenden finanzieren konnten.“, freut sich Markus Wicke über die schnelle Unterstützung nach einem Spendenaufruf im Mitgliedermagazin ATLAS. Neben einer größeren Spende der Andreas Ehrl Potsdam GmbH & Co. KG haben sich 15 weitere private Spenderinnen und Spender am Projekt beteiligt.

Dankeschöntermin mit BMW-Markenbotschafterin Brunhild Bergmann von der Andreas Ehrl Potsdam GmbH & Co. KG anlässlich der Übergabe des Gemäldes an das Potsdam Museum. Rechts im Bild der Vereinsvorsitzende Markus Wicke (Foto: Hendrikje Warmt).

„Das Gemälde von Carl Saltzmann stellt eine wertvolle Bereicherung unserer Sammlung dar, in der der bedeutende Maler bisher nicht vertreten ist“, würdigt Dr. Hendrikje Warmt die Schenkung an das Haus. Die Neuerwerbung wird erstmals zum Museumstag am 15. Mai 2022 in der Sonderausstellung „Eine Sammlung – viele Perspektiven“ zu besichtigen sein.

Das großformatige Bild zeigt links im Vordergrund eine flache, sandige Uferlandschaft eines Sees mit einem Schilfgürtel. Die rechte Bildhälfte wird durch eine villen- oder schlossartige Bebauung am anderen Seeufer dominiert, die sich in den flachen Wellen des Wassers spiegelt. Entstanden ist das Bild im Jahr 1920 – drei Jahre vor Saltzmanns Tod und acht Jahre, nachdem er seine Neubabelsberger Villa in der heutigen Virchowstraße verkaufte.

„Als wir das Gemälde entdeckt und schließlich für den Förderverein sichern konnten, stellte sich für natürlich die Frage, welches Gebäude auf dem Bild zu sehen ist. Handelt es sich dabei um ein märkisches Herrenhaus an einem See oder – so die erste Vermutung – um eine Villa am Griebnitzsee?“ so Markus Wicke zur Spurensuche nach dem Motiv des Gemäldes.

Griebnitzsee – Teltow-Kanal. Dampfer-Anlegestelle Bahnhof Neu-Babelsberg
(Villa Kayser), um 1915, Reproduktion: Klaus Hellenthal, http://www.grussauspotsdam.de

Saltzmanns Nähe zu Neubabelsberg lässt den Schluß zu, dass sich der Maler die Inspiration für das neu erworbene Gemälde am Griebnitzsee holte. Ein Vergleich mit alten Postkarten aus der Sammlung des Vereinsmitgliedes Klaus Hellenthal (www.grussauspotsdam.de) lenkte die Aufmerksamkeit sehr schnell auf die heute nicht mehr existierende Villa Kayser, die sich nördlich des heutigen S-Bahnhofs Griebnitzsees befand und 1890/91 vom Architekten Heinrich Joseph Kayser als seine eigene Sommerresidenz errichtet wurde. Eine Nachfrage beim Neubabelsberg-Spezialisten Jörg Limberg bestätigte die Vermutung. Für die Tatsache, dass nicht alle Gebäudedetails der Villa mit der Wiedergabe auf dem Gemälde genau übereinstimmen, könnte die Arbeitsweise Saltzmanns eine Erklärung bilden. Er machte von seinen Motiven meistens nur Studien oder Skizzen, bevor er sie dann in seinem Atelier vollendete. Dies könnte die etwas idealisierte Darstellung der Villa als kleines Schlösschen mit Park erklären.

Carl Louis Gustav Saltzmann wurde am 23. September 1847 in Berlin-Mitte geboren und machte nach seiner Schulzeit zunächst eine Ausbildung als Goldschmied. Da er aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht zum Militär eingezogen wurde, konnte er sich früh seiner eigentlichen künstlerischen Neigung – dem Malen und Zeichnen – widmen. Ab 1867 war er Schüler der Kunstakademie Berlin und wurde hier vor allem durch seinen Lehrer, den Landschafts- und Marinemaler Hermann Eschke (1823-1900) geprägt. Nach vielen Studienfahrten und einem kurzen Intermezzo in Düsseldorf kehrte Saltzmann nach Berlin zurück und richtete sich 1877 in Kreuzberg ein Atelier ein. 

Ein Jahr später sollte eine Frau der Karriere Saltzmanns den entscheidenden Schub geben. Die deutsche Kronprinzessin Victoria besuchte 1878 die Berliner Kunstausstellung, war begeistert von Saltzmann und kaufte ein Bild. Eine nachfolgende Audienz bei Victoria, die 1888 für nur 99 Tage Deutsche Kaiserin werden sollte, führte zu dem Angebot, ihren Sohn, Prinz Heinrich von Preußen (1862-1929) bei seiner zweijährigen Weltreise zu begleiten. Dies ermöglichte Saltzmann eine Vielzahl von Eindrücken ihm bis dahin fremder Kulturen und Landschaften, die ihn zu einer Vielzahl von Studien, Zeichnungen und Gemälden veranlassten. 1884/85 gab Saltzmann auf Anregung des Prinzen Heinrich in Potsdam Mal- und Zeichenunterricht, an dem auch sein Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm II., teilnahm. In den folgenden Jahren entwickelte sich zwischen Wilhelm und Saltzmann eine Freundschaft, die ihn nach 1888 zu einem engen künstlerischen Begleiter des Kaisers werden ließ. Saltzmann begleitet das Staatsoberhaupt auf vielen seiner Nordlandreisen; Gemälde von ihm hingen u.a. im Sternsaal und im Marinesaal des Berliner Schlosses.

Seine enge Bindung zum Kaiserhaus sicherte Saltzmann auch einen wirtschaftlichen Erfolg als Maler, der es ihm erlaubte, im Jahr 1890 eine Villa mit Atelier in der neu entstehenden Villenkolonie Babelsberg zu bauen. Das Haus in der heutigen Virchowstraße 27 (früher Luisenstr. 10) wurde von den Architekten Böckmann & Ende entworfen, die den Ort südlich des Griebnitzsees seit Beginn der 1870er Jahre als Siedlungsgebiet für wohlhabende Potsdamer und Berliner entwickelten. 22 Jahre wohnte Carl Saltzmann in der Villa bis zum Tod seiner Frau im Jahr 1912. Dann verkaufte er das Haus und zog wieder zurück nach Berlin. Trotz seines Wegzuges blieb er Neubabelsberg verbunden und malte auch immer wieder die Familien und Villen seiner Nachbarn. So wurde er nach seinem Tod auch nicht in Berlin sondern auf dem Friedhof in Klein-Glienicke beerdigt.