„Kunst, die man braucht und gebraucht“ – Walter Bullert (1895 – 1986)

Walter Bullert, Selbstporträt, 1926, Holzschnitt, Privatbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Judith Granzow

Walter Bullert, Selbstporträt, 1926, Holzschnitt, Privatbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Judith Granzow

„’Kunst, die man braucht und gebraucht‘ – Walter Bullert (1895–1986) und sein Werk in den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts“ hieß die Ausstellung des Potsdam Museums – Forum für Kunst und Geschichte in Kooperation mit dem Förderverein des Potsdam-Museums. Vom 9. August bis zum 4. Oktober 2015 wurden Werke des Potsdamer Künstlers präsentiert, der das kulturelle Bild der Stadt in Malerei, Grafik, Pressezeichnung, Bildhauerei und angewandter Kunst entscheidend geprägt hat. „Walter Bullerts Schaffen reflektiert die zahlreichen politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts, lebte er doch in vier politischen Systemen, von der Kaiserzeit bis zur DDR-Diktatur“, sagt Dr. Jutta Götzmann, Direktorin des Potsdam Museums anlässlich der Eröffnung.

Walter Bullert, Einsteinturm, 1926, Federzeichnung, Privatbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Judith Granzow

Walter Bullert, Einsteinturm, 1926, Federzeichnung, Privatbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Judith Granzow

Zwischen den beiden Weltkriegen war Walter Bullert einer der bekanntesten Potsdamer Künstler. Zu Unrecht ist er heute beinahe in Vergessenheit geraten. Mit dieser Ausstellung wird erstmals ein umfassender Einblick in sein künstlerisches Werk im Spiegel seiner Biographie und der Potsdamer Stadtgeschichte gegeben. Bullert führte zeit seines Lebens Aufträge der Stadt Potsdam aus. Trotz der zahlreichen politischen Umbrüche, die er erlebte, arbeitete Bullert kontinuierlich im Auftrag der Stadt und anderer öffentlicher oder privater Auftraggeber. Eingebunden in ein kulturelles Netzwerk, führten seine Arbeitskontakte und Freundschaften zu Paul Heiland, Max Baur, Eduard Stichnote, Karl Heidkamp und Heinrich Laurenz Dietz in den 1920er- und 1930er-Jahren zu zahlreichen Arbeiten für regional ansässige Buch- und Zeitungsverlage. Künstlerisch versiert, eignete Bullert sich schnell die verschiedensten Techniken an. Seine Porträts bekannter Potsdamer Bürger brachten den Charakter der Dargestellten mit wenigen Graphitstrichen auf den Punkt.

4_Walter Bullert, Gertrud Bullert, 1923, Holz, Privatbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Michael Lüder

Walter Bullert, Gertrud Bullert, 1923, Holz, Privatbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Michael Lüder

In der Reduktion und Formvereinfachung stehen Bullerts Porträtplastiken in der Tradition von Georg Kolbe und Richard Scheibe. Das Stadtbild Potsdams reizte ihn stets aufs Neue: In starken, prägnanten Skizzen hielt er die Silhouette und einzelne Gebäude auf dem Papier fest. Nicht ohne Grund wurde er im Frühjahr 1945 mit der künstlerischen Dokumentation der zerstörten Innenstadt beauftragt. Die Ausstellung widmete sich jedoch nicht nur dem bildenden Künstler sondern auch dem Pressezeichner und Gebrauchsgrafiker, der unter anderem für in Potsdam ansässige Verlegerfamilien wie Bonnes & Hachfeld, Stichnote oder Protte tätig war. Vielen Potsdamern ist der Schriftzug mit dem Zitat von Hans Marchwitza im gleichnamigen Kulturhaus bekannt, für den Bullert 1965 den Auftrag vom Rat der Stadt erhielt.

Walter Bullert, „Potsdam. DIe Stadt Friedrichs des Großen. Die Geburtsstätte des Dritten Reiches“, 1935, Plakat, Potsdam Museum © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Michael Lüder

Walter Bullert, „Potsdam. Die Stadt Friedrichs des Großen. Die Geburtsstätte des Dritten Reiches“, 1935, Plakat, Potsdam Museum © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Michael Lüder

Die Recherchen zur Ausstellung brachten bislang Unbekanntes ans Tageslicht. Dazu gehörten sowohl die Gestaltung des touristischen Werbeplakates „Potsdam. Die Stadt Friedrichs des Großen. Die Geburtsstätte des Dritten Reiches“ aus dem Jahr 1935 als auch Entwürfe zu einer Gedenktafel für Reichspräsident Paul von Hindenburg für die Potsdamer Garnisonkirche. „Walter Bullert ist einer der vielseitigsten Potsdamer Talente des 20. Jahrhunderts. Wir freuen uns, dass wir sein Werk gemeinsam mit dem Potsdam Museum so umfassend würdigen konnten“, sagt Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam-Museums. Neben ehrenamtlicher Arbeit bei der Recherche hat der Verein die Ausstellung mit insgesamt 10.000 Euro unterstützt. Davon wurde ein Drittel durch Spenden der Kulturträgeraktion eingeworben. Größter Spender ist die Potsdamer Filiale der BBBank.

Eine KURZBIOGRAPHIE zu Walter Bullert finden Sie hier.

PRESSERESONANZ

„Walter Bullert im Potsdam Museum. Der Mann der vielen Striche.“, PNN v. 08.08.2015

„Schöne Schenkung: Das Potsdam Museum bereitet Fotos aus dem Nachlass des Bildhauers Walter Bullert für eine Ausstellung vor.“, PNN v. 18.06.2015

„Ein Künstler in vier politischen Systemen.“, MAZ v. 07.08.2015

„Marchwitzas Herzschlag-Zitat kehrt zurück“, MAZ v. 26.05.2015

Geschmackssache: Ausstellungskritik des rbb v. 08.08.2015

IMPRESSUM 

EIN AUSSTELLUNGSPROJEKT DES POTSDAM MUSEUMS – FORUM FÜR KUNST UND GESCHICHTE IN KOOPERATION MIT DEM FÖRDERVEREIN DES POTSDAM-MUSEUMS

Wissenschaftliche Gesamtleitung Dr. Jutta Götzmann Wissenschaftliche Mitarbeit Dr. Doris Obschernitzki, Markus Wicke, Uta Kaiser Textredaktion Uta Kaiser Assistenz Kristin Kirchner, Chloé Champigneulle Konzept Medienstation Thomas Sander Gestaltung Medienstation Judith Granzow Restaurierung Dr. Eva Hummert, Meike Mentjes, Oliver Max Wenske, Gesa Witt Konservatorische Ausstellungsbetreuung Oliver Max Wenske Projektmanagement und Leihverkehr Susanne Städler, Uta Kaiser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Elke Bahr Museumspädagogik Anke Stemmann Controlling Andreas Wenzel Ausstellungsgestaltung torhaus architekten + gestalter, Enrico O. Nowka, Claudia Wiesner Ausstellungsgrafik Design: pixelquader, Sophie Spuler Herstellung: digidax gbr, Potsdam Plakat und Druckgrafik rwmd › Robert Witzsche Mediendesign, Potsdam Ausstellungsaufbau EMArt, Berlin Stephan Violet, Tischlerei, Nuthetal Objektbeleuchtung Oliver Max Wenske, Ingo Krüger, Thomas Weinert.

Wir danken allen herzlich, die die Ausstellung ermöglicht und unterstützt haben: BBBank eG, Stadtarchiv Potsdam, Hans-Georg und Ulrike Brandes, Jens Hönow, Manfred Kolb, Sophie Spuler, Angelika Werner sowie zwei privaten Leihgeberinnen