#WIRSAMMELN // 1 Die Rettung eines Borghard

Es war einer dieser nutzlosen Sonntagnachmittage, die es mit Schönem zu Füllen galt. Also auf ins Auktionshaus Dannenberg, das sich damals noch in einem ehemaligen Supermarktgeschäft mit Westberliner Charme der 1960er Jahre befand. Oben gab es die guten, teueren Sachen; unten im Keller bot man „Varia“ minderer Qualität feil.

Artur Borghard, ohne Titel, ohne Jahr, Öl auf Leinwand, Privatbesitz.

Genau dazwischen und aufgrund der Enge kaum richtig sichtbar fiel mir ein am Treppengeländer lieblos aufgehängtes, impressionistisches Landschaftsbild auf. Es war völlig verstaubt, der Keilrahmen verzogen und der Schmuckrahmen etwas zu groß. Alles machte einen fragilen, aber doch interessanten Eindruck. Ich blieb stehen und begann mich in das Bild zu verlieben, zugegebenermaßen auch aus Mitleid ob des Zustands. Vollends entflammte meine Leidenschaft jedoch, als ich die rote Signatur am linken unteren Bildrand entzifferte: Artur Borghard!

Die Signatur des Künstlers Artur Borghard.

Den Namen des Malers kannte ich von Bildern, die ab und zu im wunderbaren kleinen „Museum der havelländischen Malerkolonie“ in Ferch ausgestellt  werden. Borghard (1880-1958) gehörte zu den Malern dieser Kolonie. Er studierte Malerei in Berlin, Weimar und Florenz und hatte nach 1910 ein Wochenendhaus in Ferch, wo heute sogar ein Weg nach ihm benannt ist. Von seinem Domizil in Neue Scheune hatte er einen wunderbaren Blick auf den Schwielowsee. Ab 1945 zog er von Berlin ganz nach Ferch; dort liegt er auch begraben.

Das Bild, das eine mir leider unbekannte Landschaft mit Haus zeigt, konnte ich glücklicherweise ersteigern, ein Potsdamer Restaurator konnte ihm seine alten Pracht zurückgeben. Die stark pastose Malerei wirkt wieder frisch, ohne übertrieben zu glänzen. Und nicht einmal der Rahmen musste erneuert werden, er wurde nur leicht gekürzt. Heute hängt das Gemälde in meinem Arbeitszimmer und erfreut mich jeden Tag.

Unter der Rubrik #WIRSAMMELN stellen wir in loser Folge Objekte der Sammelleidenschaft unserer Mitglieder vor.  Alle Einträge erfolgen anonym. Wenn Sie Fragen dazu haben oder einen Kontakt zum Sammler wünschen, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns per E-mail unter wirsammeln@fvpm.de auf; wir vermitteln Sie dann gern an den Sammler.