Digitales Werkverzeichnis zum Maler Heinrich Basedow d. J. (1896–1994) veröffentlicht

Heinrich Basedow, „Selbstbildnis“, 1927, Tempera und Öl auf Holz,135 x 105 cm, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Potsdam. Copyright / Foto: Ute Boeters, Kiel

Am 12. Dezember 2017 wurde das digitale Werkverzeichnis Malerei des Potsdamer und Kieler Malers Heinrich Basedow d. J. (1896–1994) veröffentlicht. Das Werkverzeichnis wurde in ehrenamtlicher Arbeit durch Siegfried Jahn im Auftrag des Fördervereins des Potsdam-Museums erstellt und fachlich durch Dr. Liane Burkhardt und Thomas Kumlehn vom Verein Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg betreut.

Dem Förderverein des Potsdam-Museums wurde 2012 ein Teilnachlass Basedows als Schenkung angeboten. Seit 1958 hatte der Hamburger Arzt Dr. Heinz Müller (†) – Sammler und Vertrauter des Malers – in Abstimmung mit dem Künstler alle relevanten Dokumente zu Person und Werk bei sich konzentriert. Gut 2.000 Seiten Korrespondenz von Heinrich Basedow an Dr. Müller aus den Jahren 1958–1989 entwerfen ein facettenreiches Lebensbild.

Heinrich Basedow und Dr. Heinz Müller während der Buchpräsentation „Heinrich Basedow – Meine Lebenserinnerungen“ am 29.09.1973 in der Kunsthandlung J. v. Negelein, Kiel. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Potsdam. Foto: unbekannt.

Fotos und Negative sowie eine Sammlung von Diapositiven dokumentieren das aus 195 Arbeiten bestehende malerische sowie in Teilen das grafische Werk. Weitere Ordner, insgesamt 1,2 lfd. Meter, enthalten Familiendokumente, Zeitungsausschnitte, Briefdurchschriften und Briefwechsel mit Freunden und Bekannten. Ausstellungskataloge, Zeitschriften und Bücher mit Gemäldereproduktionen vervollständigen dieses Konvolut, das inzwischen vom Förderverein durch weitere Erwerbungen erweitert wurde und die Grundlage für die Erstellung des Werkverzeichnisses bildete.

Zur Biographie Heinrich Basedows d.J.

Heinrich Basedow der Jüngere, um 1925, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Potsdam. © Else Boroffka-Niemeyer Foto: Else Boroffka-Niemeyer

In der Malerei der Moderne nach dem zweiten Weltkrieg nimmt das OEuvre Heinrich Basedows d. J. eine Sonderstellung ein. Als Sohn des Potsdamer Malers Heinrich Basedow d. Ä. lassen seine Studien an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule der bildenden Künste zu Weimar und dann am Staatlichen Bauhaus zwischen 1915 und 1920 spätimpressionistische oder zunehmend abstrakte Malerei vermuten. Prägend für sein malerisches Schaffen wurde jedoch der Vorkurs „Analysen nach alten Meistern“ bei Johannes Itten (1888-1967), der ihn mit mittelalterlichen Maltechniken bekannt machte. Mit dem Buch des Malers und Restaurators Max Doerner (1870–1939) „Malmaterial und seine Verwendung im Bilde“ wurde ihm 1921 eine Anleitung in die Hand gegeben, die Techniken Dürers, van Eycks oder Cranachs nachzuvollziehen. Die vielen Arbeitsschritte der Tempera-Öl-Malerei hielt er konsequent ein. Während der mehrtägigen Trocknungsphasen arbeitete er an weiteren Werken.

Mit dem Werk „Eichenblatt mit Tautropfen“ (um 1925), seinem ersten Tempera-Öl-Gemälde, befand sich Basedow auf der Höhe der Zeit. Die 1925 von Gustav Friedrich Hartlaub (1884–1963) in der Städtischen Kunsthalle Mannheim ausgerichtete Ausstellung „Die neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“ machte diesen, sich seit 1922 ausprägenden Kunststil populär.

Zwischen 1925 und 1939 war Heinrich Basedow fester Bestandteil der Potsdamer Künstlerschaft und Gesellschaft. Er war Mitglied im Potsdamer Kunstverein, in der Gilde der Potsdamer Künstler, im Kurmärkischen Künstlerbund und in der Reichskulturkammer der bildenden Künste. Seine Bilder waren in den Ausstellungen des Potsdamer Kunstvereins, während der Gildewochen oder im Leibreitstall vertreten und wurden für die Städtische Sammlung angekauft. Besondere Aufmerksamkeit erregte sein „Selbstporträt“ von 1927 – ein Halbakt. Seine Porträts aus diesen Jahren lesen sich wie ein “Who is who“ der Potsdamer Gesellschaft: Blankenstein, v. Faber, Fuchs, Guardini, Heidkamp, Heiland, Rassow, Rinsler, Rumpf, Schweydar, Schacht, Vosberg oder Wendlandt.

Bereits 1930 tritt Heinrich Basedow der NSDAP bei, wurde auch Mitglied der SA und im April 1934 zum Sturmbannführer befördert. Im Oktober 1935 berief ihn Oberbürgermeister Hans Friedrichs (1875-1962) zum Ratsherrn. In dieser Funktion wirkte er im Beirat des Städtischen Heimatmuseums.

Wie schon im Ersten Weltkrieg konzentriert sich Basedow während des Zweiten auf seine militärischen Aufgaben in der Kriegsmarine. Künstlerische Beschäftigung kann bisher nur in einem Fall nachgewiesen werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verbleibt Basedow in Kiel, wo er stationiert war. Seine Potsdamer Wohnung in der Remise der Villa Karlshagen, ausgestattet u.a. mit Antiquitäten aus der Erbschaft Heiland und eigenen Gemälden, gab er auf. In Kiel hatte er sich zwei Entnazifizierungsverfahren zu stellen, die durch mehrere Affidavits mit dem Prädikat „Mitläufer“ endeten. Seine Vernetzung mit dem NS-Regime führte im April 1978 zu heftigen Presse-Debatten, als bekannt wurde, dass ihm der mit 10.000 DM dotierte Kulturpreis der Stadt Kiel angetragen wurde. Basedow verzichtete daraufhin. Auch die bereits im April 1969 ausgesprochene Ablehnung einer Einladung in die Villa Massimo ist in diesem Zusammenhang zu sehen.

Westeuropa verbannte nach dem Krieg die figurative Malerei ins Abseits. Trotzdem gelang es Basedow, Käufer für seine Arbeit zu interessieren. Vielfach sicherten sich Liebhaber seiner Gemälde weit vor Fertigstellung den Zuschlag. Für Ausstellungen musste er um Leihgaben bitten. An seinem Lebensende 1994 befand sich kein einziges eigenes Werk mehr in seinem Besitz. Ab 1960 gewinnt die gegenständliche Malerei wieder zunehmend Aufmerksamkeit. Die Museen Schleswig-Holsteins – die Kunsthalle Kiel, das Landesmuseum Schloß Gottorf in Schleswig und die Stiftung Pommern – bemühten sich um Basedows Gemälde und organisierten Personalausstellungen.

Im Potsdam Museum ist Dank der Ankaufaktivitäten seines Fördervereins und einer Dauerleihgabe der Gemäldebestand von Heinrich Basedow d. J. auf elf Exemplare angewachsen. Zusammen mit der Sammlung Dr. Heinz Müller, der jüngst als Schenkung erworbenen Sammlungen von Ute Boeters sowie dem digitalen Werkverzeichnis des Vereins „Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg e.V.“ entstand eine stabile Basis, um sich dem Leben und Werk des Künstlers weiter zu nähern.

Wir danken  für die Unterstützung der Entstehung des Werkverzeichnisses von
Heinrich Basedow d. J. (2017), die zur erfolgreichen Vermittlung der Basedow-Sammlungen von Dr. Heinz Müller und Ute Boeters an das Potsdam Museum führte:  Siegfried Jahn, Reinhard Buddeweg (†), Bianca und Thomas Wilms, Daniel Görny, Jens Hönow, Markus Wicke. Unser ganz besonderer Dank gilt Rosmarie Müller, Hamburg und Ute Boeters, Kiel.