Geplant war an diesem Tag des Jahres 2002 der Besuch einer Ausstellung im Schloss Britz in Berlin-Neukölln. Doch da das Haus wider Erwarten geschlossen hatte, blieb ich in Potsdam und bummelte mit einem Freund durch die Stadt. Beim Betreten eines Trödelladens in der Jägerstraße erblickte ich gegenüber der Eingangstür eine großformatige farbige Porträtzeichnung.

Hans Schultze-Görlitz, Kronprinzessin Cecilie von Preußen mit ihrer Tochter Alexandrine, 1915, Gouache
Sofort erkannte ich, dass es sich bei der Dargestellten um keine geringere als die preußische Kronprinzessin Cecilie (1886-1954) und ihre Tochter Alexandrine (1915–1980) handelte. Als ich die kaum lesbare Signatur des Künstlers mit „Hans Schultze-Görlitz“ entzifferte, war meine Vermutung gesichert; schließlich hatte er den Kronprinzen Wilhelm im Zeichnen unterrichtet.
Mit gleichgültigen Gelassenheit streifte ich weiter durch die beiden Räume des Geschäftes. Nachdem genügend Zeit vergangen war, erkundigte ich mich eher beiläufig beim Händler nach dem Porträt. Er fragte welches Bild ich denn genau meinen würde. Ich deutete mit dem Finger auf die Zeichnung; ohne natürlich mein Wissen Preis zu geben. Er zögerte zuerst und meinte dann: „Ach, Sie meinen die Mutter mit Kind“.
Innerlich jubelte ich, da er nicht wusste welchen Schatz er hatte. Er nannte seinen Wunschpreis, der völlig in Ordnung war. Dennoch konnte ich ihn nach unten korrigieren, da die Oberfläche des Bildes einige Schrammen aufwies. Zum Schluss entgegnete ich dem Händler: „Die Summe ist doch für eine Mutter mit Kind ganz ordentlich“.